- Königinhofer Handschrift
- Königinhofer Handschrift,tschechisch Rụkopis Královédvorský [-'kraːlɔvɛːdvɔrskiː], 1) die von V. Hanka am 16. 9. 1817 angeblich in Königinhof an der Elbe gefundene Handschrift mit zwei lyrisch-epischen Dichtungen, sechs Liebesliedern und sechs Kurzepen; sie wurde 1819 von Hanka veröffentlicht. 2) Gegen Ende 1817 schickte der Rentmeister Josef Kovář die angeblich in Grünberg (Zelená Hora) bei Nepomuk gefundene so genannte Grünberger Handschrift (tschechisch Rukopis Zelenohorský) - Inhalt und sprachliche Gestalt verwiesen auf das 13. Jahrhundert - anonym 1818 dem Oberstburggrafen Franz Kolovrat. Die dann dem böhmischen Museum übergebene Handschrift enthielt zwei Fragmente mit 119 Versen, die in der Sprache des 9. und 10. Jahrhunderts abgefasst waren. Das längere, »Libušin soud« (deutsch »Libušas Gericht«), gab ursprünglich der Handschrift den Namen. J. Dobrovský erklärte die Grünberger Handschrift bereits 1824 für unecht. Dadurch angeregt, entlarvten J. Feifalik (1860), J. Goll (1880), T. G. Masaryk (1886/87) und J. Gebauer (1887/88, »Archiv für slavische Philologie«, Bände 10 und 11) beide Denkmäler als Falsifikate; sie gelten jedoch heute als bedeutende literarische und politisch-nationalistische Mystifikationen des beginnenden 19. Jahrhunderts, die einen starken Einfluss auf die tschechische Nationalbewegung und Literatur, Musik und Kunst ausgeübt haben.Ausgaben: Rukopisy královédvorský a zelenohorský, herausgegeben von V. Flajšhans (1930); Rukopis královédvorský a zelenohorský, herausgegeben von K. Bednář (1961).
Universal-Lexikon. 2012.